Anleitung für Zwiegespräche für das Paar

 

Am Anfang war es leicht und aufregend. Als Sie sich kennengelernt haben, war die Anziehung, die Neugier, der Wunsch da, so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Die Verliebtheitshormone (Dopamin, Serotonin, Oxytocin, Neutrophin…) sorgen für Glücksgefühl und die Bereitschaft, sich auf den anderen einzulassen, steigt. Nach einer Weile lässt die Aufregung jedoch nach, die Gefühle verändern sich, die Verliebtheit wird zur Liebe, die Geliebten zum Paar. Was am Anfang ganz natürlich war, wie zum Beispiel freundlich zu sein oder dem anderen aufmerksam zuzuhören, erfordert mehr „Arbeit“. Sie können diese Beziehungsarbeit auch als „Pflege“ verstehen. Nehmen Sie einen blühenden Rosenbaum. Wenn Sie ihn lang genießen möchten, ist es notwendig ihn zu pflegen, zu düngen und ihn im Frühjahr abzuschneiden. Genau so ist es wichtig, ihre Beziehung zu pflegen.

Zu einer guten Pflege der Beziehung gehört die Kommunikation. Oft nimmt der Alltag über die Partnerschaft Überhand mit der Gefahr, dass die Kommunikation sich nur noch auf Alltagsdinge, Organisatorisches und Terminabsprachen reduziert. Es fehlt die Zeit und der Rahmen für einen tiefen Austausch. Meine Klienten, die zum Paar-Coaching kommen, schätzen sehr endlich Zeit zu haben, um miteinander zu reden.   Und Sie, wie oft reden Sie wirklich mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin? Ist es eine Stunde pro Woche, pro Monat oder gar nicht mehr? Wirklich miteinander zu reden, heißt dem anderen mitzuteilen, was Sie momentan berührt, wie Sie sich weiterentwickeln und dem anderen auch wirklich zuzuhören. Wissen Sie wirklich, was momentan Ihren Partner oder Ihre Partnerin berührt, wie er oder sie sich weiterentwickelt?

Ich empfehle Ihnen einmal pro Woche ein Zwiegespräch mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zu führen. Die Selbsthilfemethode „Zwiegespräche“ wurde durch den Arzt und Professor Michael Lukas Moeller entwickelt. Durch die Zwiegespräche bleibt die Beziehung zum Partner/Partnerin lebendig. Sie tauchen in die Welt des anderen ein und laden den anderen in Ihre Welt ein. Das schafft Nähe und Intimität. Das hilft mit Veränderungen umzugehen und schwierige Zeiten zu überwinden.

Hier ist eine kurze Anleitung zum Zwiegespräch*:

  • Vereinbaren Sie einen Termin pro Woche von 90 Minuten.
  • Sie sollten ungestört sein (kein Telefonat, keine Besuche, Störung durch Kinder…).
  • Setzen Sie sich gegenüber.
  • Sie erzählen, was Sie zurzeit bewegt (Wie erleben Sie sich, den anderen, Ihre Beziehung, Ihr Leben im Moment?).
  • Sie und Ihr/e Partner/Partnerin dürfen schweigen. Es gibt keinen Zwang, sich zu offenbaren.
  • Während einer spricht, hört der andere zu. Vermeiden Sie Fragen, Ratschläge und Kommentare.
  • Nach einer Viertelstunde wird gewechselt. Das Sprechen und das Zuhören sollten möglichst gleich verteilt werden.
  • Jeder bleibt bei sich und bei seinem eigenen Erleben.
  • Führen Sie das Zwiegespräch regelmäßig einmal pro Woche. Sorgen Sie für einen Ausweichtermin, wenn Sie den vereinbarten Termin nicht einhalten können.

Oft ist die Reaktion meiner Klienten und vielleicht auch Ihre „So viel Zeit haben wir gar nicht!“. Ich frage Sie jetzt, wie viele Stunden Sie pro Woche fernsehen oder im Internet surfen? Durchschnittlich schaut der deutsche Bürger mehr als 3 Stunden Fernseher pro Tag. Wenn Sie keine Zeit haben, müssen Sie sie sich nehmen! Ich wünsche Ihnen eine gute Beziehungspflege durch regelmäßige Zwiegespräche.

Ihre Prisca Engeler

* Nach dem Buch „Wie Offenheit die Liebe stärkt“ von Otto Brink, Alexander Quasebarth und Petra Saltuari